Raus aus der Unsichtbarkeit, rein in die Sichtbarkeit

Sichtbarkeit„Das Budget für das neue Projekt ist freigegeben. Stephan, du kannst jetzt loslegen. Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass du die Rolle des PL übernehmen wirst...“ Nadja hört nicht länger zu, denn die Enttäuschung steigt in ihr auf. Sie hatte darauf gehofft, endlich ihre Chance zu bekommen und sich in ihrem ersten Projekt beweisen zu können. Sie hatte in den letzten Monaten eine komplexe Projektmanagementausbildung absolviert und war endlich zertifiziert. Die nächtelange Arbeit und das Pauken hatte sich ausgezahlt, sie hatte ihren Abschluss. Sie hatte darauf gehofft, dass dies ihr Einstieg in die Projektleitung sein würde und jetzt bekam Stephan die Aufgabe! Stephan! Der hatte noch viel weniger Erfahrung als sie. Schweigend verfolgte sie das Meeting und war froh, als es endlich vorbei war. Was war da bloß los?

 

Gute Frage. Nadja war gut ausgebildet und offen für neue Herausforderungen. Aber wusste auch jemand davon?Bildschirmfoto 2020 07 22 um 10.05.21

Als sie ihren Chef ansprach, war dieser völlig erstaunt, dass sie mit der Ausbildung bereits fertig war. Und auch, dass sie mit der Projektleitung gerechnet hatte, überraschte ihn offensichtlich. Er war davon ausgegangen, dass es noch eine Weile dauern würde bis er Nadja weitere Aufgaben übertragen könnte. Ein typischer Fall von Unsichtbarkeit!

Klappern gehört zum Handwerk 

Wenn wir darauf warten „entdeckt“ zu werden, können wir unter Umständen sehr lange warten. Die Kollegen, die auf sich aufmerksam machen und sichtbar sind, ecken vielleicht auch mal an. Aber mit Sicherheit werden sie nicht übersehen. Und können zeigen was sie „draufhaben“ und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. 

Deswegen ist es wichtig euer Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern zu leuchten! Redet über eure Fortschritte und Erfolge! Ich meine damit nicht anzugeben und größenwahnsinnig zu werden, sondern zu zeigen was ihr könnt, welche Probleme gelöst werden mussten und wie ihr das Ergebnis erreicht habt. Stolz zu sein, wenn ihr etwas geschafft habt und darüber zu reden ist völlig in Ordnung. 

Bildschirmfoto 2020 07 22 um 10.05.31Es wäre gut gewesen, wenn Nadja ihren Vorgesetzten über ihre Fortschritte in der Weiterbildung auf dem Laufenden gehalten hätte, das Erreichen von Zwischenzielen und erst recht den Abschluss der Ausbildung kommuniziert hätte. Das wäre auch der richtige Moment gewesen, um klar zu kommunizieren, dass sie bereit ist ihre neuen Kompetenzen anzuwenden.

Wenn ihr ein Projekt erfolgreich abgeschlossen habt veröffentlicht dazu einen Artikel, gebt einen Einblick in die Lessons Learned – so dass andere einen Mehrwert davon haben und gleichzeitig sehen können, was ihr geleistet habt. Wenn ihr ein Spezialgebiet habt, redet darüber, macht es bekannt. Besucht Messen, haltet Vorträge innerhalb und außerhalb eurer Organisation. Postet dazu. So könnt ihr als Spezialisten und Ansprechpartner zu einem bestimmten Thema bekannt werden. 

Raus aus der Komfortzone, rein in die Sichtbarkeit!

„Puh, endlich vorbei und zum Glück musste ich nichts sagen!“ dachte Peter, als er sich aus dem Online-Meeting abmeldete. Die täglichen Meetings mit seinem Chef und dem Team waren schon irgendwie Routine geworden. Genauso wie Peters Verhalten, möglichst nichts zum Meeting beizutragen und unsichtbar zu bleiben. 

Nach dem Termin blieb ihm zwar immer ein schaler Geschmack, aber den ignorierte er. Er wollte auf keinen Fall so extrovertiert und aufdringlich sein wie seine Kollegin Beate. Sie hatte zu jedem Thema etwas beizutragen und zu allem eine Meinung oder Idee. Und nicht immer die interessantesten oder besten, aus Peters Sicht. Was er aber natürlich niemals sagen würde. Die unangenehme Wahrheit war, dass das Team immer genau wusste was Beate gerade tat, welche Herausforderungen sie meisterte und welche Ideen sie gerade verfolgt. Zugegeben, einiges verlief dann auch im Sand oder funktionierte einfach nicht – aber in der Wahrnehmung ihres Vorgesetzten war Beate eine engagierte und aktive Mitarbeiterin, die bereit war Risiken einzugehen. Peter dagegen, nun, der war schwer einzuschätzen. Seine Arbeitsergebnisse waren zwar gut, aber man wusste nie wie er zu einem Thema stand oder ob er nicht sogar Verbesserungsideen hatte. Er sagte ja nie etwas.

Es darf keine weiteren Meetings mehr geben, in denen ihr kein Wort sagt! Zwingt euch, jawohl, zwingt euchBildschirmfoto 2020 07 22 um 10.05.40 bei jeder Gelegenheit (Meeting, Kaffeeküche, Mittagessen...) mindestens einmal einen Beitrag zu leisten. Es muss nicht gleich eine neue Idee zur Quantenphysik sein oder die Umorganisation der gesamten Vertriebsstrategie. Es können auch Fragen sein, die euer Interesse signalisieren. Oder fasst einmal zusammen was bisher gesagt wurde und stellt sicher, dass ihr alles richtig verstanden habt. Wenn ihr euch dann daran gewöhnt habt ein aktiver Teilnehmer in Meetings zu sein, dann schafft ihr es im nächsten Schritt auch über euch selbst und eure Leistungen zu sprechen. 

Zur Wirkung und Präsentation in Online-Meetings kann euch auch unser Seminar „PRÄSENZ IM VIRTUELLEN MEETING“ wertvolle Tipps geben. 

Für Einige ist das ein wirklich großer Schritt und kostet viel Überwindung. Vielleicht habt ihr ja Vertrauenspersonen, die euch dabei unterstützen können?   

Denn: Wie sollen eure Vorgesetzten und Kollegen wissen wie qualifiziert ihr seid, wenn ihr es ihnen nicht zeigt bzw. sagt? Es reicht einfach nicht im Hintergrund gute Arbeit zu leisten! Ihr habt eine Stimme - benutzt sie auch!

Netzwerken! 

Ein gutes Netzwerk ist eine tolle Möglichkeit, um euch und eure Themen bekannt zu machen. So könnt ihr euch zum Beispiel als die Ansprechpartnerin für agile Methoden positionieren oder als Coach für die vertracktesten Konflikte. Gleichzeitig kann ein Netzwerk eine unerschöpfliche Informationsquelle und Inspiration sein. Eine gute Möglichkeit euer Netzwerk zu erweitern ist es, euch mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Vielleicht gibt es einen Stammtisch zu eurem Thema oder eine Arbeitsgruppe. Hier habt ihr kein Problem damit, ein Gesprächsthema zu finden. Ihr könnt neue Menschen kennenlernen und gleichzeitig eure Kompetenz vertiefen. Ein Kollege von mir bietet z.B. gerne VHS-Kurse an, wenn er ein neues Thema entdeckt hat, das ihn interessiert. Dadurch erzeugt er sich selbst Druck, sich mit dem Thema zu beschäftigen und gleichzeitig kommt er mit Menschen in Kontakt, die das gleiche Interesse wie er haben.

Sprecht mit vielen Leuten über euer Thema, euer Anliegen. Es ist so bequem mit den immerÜbung Sichtbarkeit selben Leuten über die immer selben Themen zu reden, z.B. in der Mittagspause. Warum nicht mal mit der sympathischen Kollegin aus der Nachbarabteilung essen gehen und erfahren was sie eigentlich genau macht – und natürlich erzählt ihr eurer Kollegin auch was ihr macht.

 

Lob annehmen!

Als Nadja in Stephans Projekt eine sehr überzeugende Präsentation vor einem kritischen Stakeholder hielt und diesen als Unterstützer für das Projekt gewinnen konnte, lobte Stephan sie vor dem gesamten Projektteam. Früher wäre Nadja rot geworden, hätte sich gewunden und versucht ihre Leistung zu mindern. „War doch nicht so wild. Das hätte jeder gekonnt“, war ihre übliche Reaktion auf positives Feedback. Nadja hatte dazu gelernt. Sie bedankte sich für die Anerkennung und die Unterstützung durch ihr Team. Dann nutze sie die Chance nochmal kurz zu erläutern mit welcher Argumentation sie den Stakeholder überzeugen konnte. So zeigte Nadja mehr von ihrer Kompetenz und Professionalität. 

Wozu denn nun dieser ganze Aufwand? Um die spannenderen Aufgaben zu bekommen, die besseren Gespräche zu führen und die Chance zu bekommen euch weiterzuentwickeln.

Früchte ernten

Wenn ihr es schafft, euch zu überwinden und die ersten Schritte aus eurer Komfortzone herauszumachen, dann stellt ihr vielleicht fest, dass es sogar Spaß machen kann! Ich würde darauf wetten, dass die Reaktionen aus eurem Umfeld positiver sind, als ihr es erwartet. Und damit bekommt die Verbesserung eurer Sichtbarkeit eine tolle Eigendynamik: euer Netzwerk nimmt euch stärker positiv wahr, spricht darüber und ihr habt damit sogar noch Spaß. Probiert es am besten heute noch aus!

Viel Spaß beim Klappern und über euch hinauswachsen!

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